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15.10.2019

2. Fachtag zur E-Zigarette

Expert/innen aus Forschung und Gesundheit betonen Chancen für Raucherentwöhnung und Gesundheitsförderung

Am Donnerstag, den 10. Oktober eröffnete Prof. Dr. Heino Stöver, Suchtforscher an der Frankfurter University of Applied Sciences, den 2. Fachtag zur E-Zigarette. Vertreten waren rund 50 Wissenschaftler/innen und Gesundheitsexpert/innen. In Vorträgen und Workshops wurde der aktuelle Forschungsstand erläutert und Risiken sowie Chancen der elektronischen Rauchprodukte abgeleitet. In Deutschland sterben jährlich etwa 100.000 Menschen an den Folgen des Tabakrauchens. Die E-Zigarette, so die einhellige Meinung der Referent/innen, hat im Vergleich zur Tabakzigarette ein deutlich geringeres Gesundheitsrisiko und bietet große Chancen für die Gesundheitspolitik.

Die Fakten zur E-Zigarette erstaunen  vor allem in Bezug auf die jüngsten Todesfälle im Zusammenhang mit E-Produkten in den USA. Hierbei handele es sich um sogenannte "E-Joints", die nicht mit der E-Zigarette vergleichbar seien, so Prof. Stöver: "Die Todesfälle in den USA sind bestürzend. Gleichwohl beobachten wir in der deutschen Öffentlichkeit eine sehr undifferenzierte Auseinandersetzung mit dem Phänomen. Denn Schuld tragen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen spezielle Substanzen, mit denen die THC-Öle der 'E-Joints' gestreckt wurden. Die herkömmliche E-Zigarette hat damit gar nichts zu tun. E-Zigaretten-Liquids unterliegen in Deutschland einer strengen Regulierung. Gefahr geht dagegen vor allem von Flüssigkeiten und Geräten aus, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden."

Dass die E-Zigarette zur Minimierung von Gesundheitsrisiken (harm reduction) geeignet ist und vielen Rauchenden den Ausstieg erleichtern kann, bestätigten neben Prof. Dr. Heino Stöver auch weitere Referent/innen. Dazu gehörten u.a. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum (dkfz), Dr. Frank Henkler-Stephani vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), der Gesundheitsjournalist Dietmar Jazbinsek sowie Dr. Leonie Brose vom UK Centre for Smoking and Alcohol Studies.

Rauchende, die auf eine E-Zigarette umsteigen, haben demnach nicht nur ein um 95 Prozent geringeres Gesundheitsrisiko, sondern auch eine um 60 Prozent höhere Chance, erfolgreich mit den Rauchen aufzuhören als mit anderen oder ohne Hilfsmittel.
Nebenbei können Rauchende bei Nutzung von E-Produkten Kosten sparen.

Auch die sogenannte „Gateway-Hypothese“, wonach Jugendliche gefährdet sind, über die E-Produkte in den Konsum von Tabakprodukten einzusteigen, ist, so Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrum, nach aktuellem Forschungsstand nicht belegbar.

Um jedoch einen gewünschten Nutzen für die öffentliche Gesundheit zu erreichen, wird empfohlen einige Regularien zu verändern bzw. einzuführen.

Erklärtes Ziel ist es, dass E-Zigaretten für Rauchende attraktiv und für Nichtrauchende unattraktiv werden. Handlungsempfehlungen hierzu wären u.a.:

  • Produktkontrollen/Verbraucherschutz,
  • Eine angemessene Besteuerung von E-Zigaretten und eine erhähte Besteuerung von E-Einwegprodukten,
  • Deutliche Verkaufs- und Werbebeschränkungen, d.h. keine jugendbezogene Werbung, Promotion oder Sponsoring. Kontroll der Auflagen durch eine unabhängige Prüfstelle,
  • Regulierung von nikotinfreien Liquids und Aufnahme in die EU-Richtlinie für Tabakerzeugnisse,
  • Verbot/Regulierung von Aromen, die für Jugendliche attraktiv sind.

Im Rahmen der Tagung wurde auf das im November erscheinende Fachbuch "Potentiale der E-Zigarette für Rauchentwöhnung und Public Health" verwiesen. Aktuell ist die zweite Auflage des 2018 erschienenen "Ratgeber E-Zigarette" veröffentlicht. Beide Bücher sind im Internet sowie im Fachliteraturhandel erhältlich.

Weitere Informationen zur 2. Fachtagung E-Zigarette

https://www.frankfurt-university.de/de/hochschule/fachbereich-4-soziale-arbeit-gesundheit/forschung-am-fb-4/forschungsinstitute/institut-fuer-suchtforschung-isff/